Unsere Frettchen


Wie kam ich zu diesen knuffigen Hausgenossen?

Ich hatte im Jahr 2002 während des Abendessens bei einem guten Freund plötzlich ein mir bis dahin unbekanntes Fellknäul am großen Zeh hängen. Auf die Frage, was das denn sei, antwortete er: "Das ist Herr Müller. Unser Frettchen." Ich war hin und weg von dem knopfäugigen Tierchen, trotz der plumpen Anmache ;o)

Nummer 1

Und wie der Zufall es wollte, sah ich einige Wochen später eine Annonce in der Zeitung: "Frettchenwelpen abzugeben." Kaum informiert und die Gedanken an das "glückliche" alleinlebende Frettchen meines Kumpels im Hinterkopf, habe ich mir bei der dubiosen Züchterin, welche mir nicht mal die Elterntiere zeigen wollte und etwa 20 Welpen in einem Kaninchenkäfig hielt, EIN Frettchen ausgesucht - und zwar dasjenige, welches sich auf meinem Arm sofort am Reißverschluss meiner Jacke festbiss. Schon auf der Heimfahrt nannte ich die kleine Fähe Frieda. Frieda Frettchen.



Ich gebe ehrlich zu, dass ich anfangs wirklich fast alles falsch machte, was man bei Frettchen nur falsch machen kann. Ich habe Whiskas Nassfutter und Vitakraft Frettchenfutter gefüttert, Obst und Gemüse. Mal davon abgesehen, dass Frieda sehr vel einsamer war als ich zunächst dachte, da ich im zweiten Semester irgendwie doch mehr lernen musste als angenommen. Und so sehr ich mich auch anstrengte, ich passte nicht durch die Drainageröhre, um ihr hinterherzujagen ;o) Ein Partner für Frieda musste also her...
[Am 07.03.2009 mussten wir Frieda nach langer Krankheit über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Mach´s gut, Kleine - wir werden dich nie vergessen!]

Nummer 2

Diesmal hatte ich mir vorgenommen, mir die Züchterin (eine andere) genauer anzuschauen. Frieda nahm ich mit hin, damit sie sich ihre Freundin selbst aussuchen konnte. Von der Haltung der Frettchen bei der Liebhaber-Züchterin war ich ausnahmslos begeistert! Die Wusels hatten ein Gehege auf dem Hof, liebevoll mit Röhren, Höhlen und Klettermöglichkeiten eingerichtet. Sie hatte 6 Welpen. Ich setzte Frieda einfach dazu, in der Hoffnung, sie würde Sympathien für einen Kobold zeigen. Sie war jedoch so überfordert und ängstlich, da alle sechs Zwerge auf sie einstürmten, dass ich sie wieder rausnahm. Also fiel die Qual der Wahl doch in meine Hand. Es war sooo schwierig, EINS von so vielen süßen Gesichtchen auszuwählen. Meine Wahl fiel dann auf das frechste der Bande, eine süße kleine Iltisfähe. Ich nannte sie immer Waschkatze - da sie aussah wie die Mischung aus Waschbär und Katze, mit ihren kleinen dreieckigen Öhrchen und dieser braunen Augenmaske. Ihr richtiger Name ist seit diesem Tage jedoch Tammy.




Schon auf der Heimfahrt zeigte sie, was in ihr steckt. Aus dem großen Karton, den mir die gute Frau mitgegeben hatte, war sie innerhalb von Sekunden entkommen. Ich "stopfte" sie immer wieder hinein, während mein damaliger Freund sich um Frieda in ihrer Transportbox kümmerte. Zuhause angekommen, konnte ich es kaum erwarten, die Beiden in Ruhe einander vorzustellen. Doch von Ruhe keine Spur. Dieses kleine Energiebündel rannte schnurstraks auf Frieda los, und ihr hinterher, durch das ganze Zimmer, unter wildem Gemucker und Gequieke. Frieda schien panische Angst zu haben und wusste überhaupt nix anzufangen mit dem schreienden Fellzwerg. Sie flüchtete also hinter die Schrankwand - Tammy natürlich hinterher. Sie waren aus unserem Sichtfeld. Wir hörten nur herzzerreißende Geräusche und es stank erbärmlich. Also rückten wir kurzerhand die Schränke weg - Frieda hatte sich verkeilt und fauchte wie wild.

So musste Tammy ersteinmal in die Küche ziehen, Frieda blieb im Flur. Beide Zimmer waren durch eine Tür, in welcher sich unten ein Gitter befand, getrennt. So konnten sie sich sehen und riechen. Mehrmals täglich habe ich die Kuscheltücher gegenseitig getauscht und die Beiden zusammen auf neutralem Boden (Balkon) laufen lassen. Und irgendwann war der große Moment da: Frieda, müde von all dem Stress und der wilden Toberei, völlig genervt von diesem Eindringling, legte sich in ihr Körbchen - und Tammy kroch einfach dazu. Es gab noch ein kurzes drohendes Muckern von Frieda, aber es war geschafft. Wenn Tammy sprechen könnte, sie hätte soetwas gesagt wie: "Ich bleib jetzt hier, ich mag dich, und das Körbchen gehört jetzt uns beiden..." Die Zusammenführung hat etwa zwei Wochen gedauert.

Und da Frettchenhalter alle auf ihre eigene Art eine gaaanz kleine Macke haben, blieb es natürlich nicht bei zwei Frettchen. Auch mit dem Hintergedanken, dass bei zwei Frettchen die Gefahr bestand, eins könnte schicksalsbedingt plötzlich alleine dastehen, begab ich mich also auf die Suche nach einem Kameraden. Diesmal sollte es ein Rüde sein. Und ich wollte gern einem second-hand-Frettchen eine zweite Chance geben.

Nummer 3

Also schaute ich im Internet nach allen möglichen Anzeigen, bis ich auf www.frettchen.de in den Kleinanzeigen fündig wurde. Eine junge Frau aus Berlin bot dort ihren 1-jährigen Harlekin-Rüden an. Nachdem ich mir ein paar Fotos schicken lassen habe und meinen damaligen Partner überredet hatte, fuhren wir abends noch nach Berlin. Unsere zwei Süßen im Gepäck. Diesmal hatte ich mir vorgenommen, wenn sie sich nicht gleich verstehen, lasse ich den Rüden bei seiner Familie, bevor ich mir noch mal diesen Stress der Zusammenführung antue. Doch es kommt ja immer alles anders als man denkt...

Zuersteinmal waren wir leicht geschockt von der Haltung des Frettchens. Der Rüde namens Chucky lebte in einem ungelogen 30 cm niedrigen Hasenkäfig. Drin stand ein Meerschweinchenhäuschen. Auf die Frage, warum er keine Kuscheltücher hätte: "Die macht er eh immer schmutzig. Außerdem schläft er viel lieber im Katzenklo." Dann war da noch das winzige Klo und ein Futternapf mit Brekkies im Käfig. Chucky machte die ganze Zeit Radau und kratzte an den Gitterstäben. Der Abgabegrund war übrigens, dass sich der Dicke nicht mit dem anderen Frettchen der Familie verstand. Als sie uns noch erzählte, dass der andere Rüde (übrigens sehr schönes Tier) inzwischen Vegetarier geworden sei, war mir klar, dass wir Chucky definitiv mitnehmen würden. Wir haben dann trotzdem noch unsere beiden Zicken dort mit dem Rüden im Flur (neutraler Boden) zusammen laufen lassen. Sie haben sich schlichtweg ignoriert. Sie fanden die Schuhe und den Abstellraum sehr viel spannender Also haben wir den Dicken mitgenommen, in einer extra Transportbox. Inzwischen war es nachts um eins.




Die Zusammenführung verlief dann in etwa wie zuvor mit Tammy und Frieda, nur dass alles sehr viel schlimmer aussah und wesentlich länger dauerte. Sie haben sich gehasst. Die zwei Fähen haben sich regelrecht verbündet gegen den inzwischen umbenannten Lucky. Immer, wenn wir dachten, eine Fähe würde langsam anfangen, Lucky zu mögen, drehte die andere so richtig auf. Es gab viel Prügelei, Stinkbomben, Angsthäufchen und sie haben sich die Nacken zerbissen. Mancheiner hätte sicher aufgegeben. Aber wir haben dafür gesorgt, dass alle drei sich immer mal vom Stress erholen können. Und irgendwann nach zwei Monaten (!) war alles gut. Heute sind die drei Wusels die dicksten Freunde. Ich hab das Gefühl, sie lieben sich über alles. Auch wenn es lange gedauert hat. :o)

Nummer 3,5

Zwischenzeitlich hatten wir einen weiteren Abgaberüden namens Poldi bei uns. Seine Vorbesitzer haben ihn abgegeben, da er das letzte Frettchen von vieren war. Und da er sein restliches Leben nicht allein verbringen sollte, haben sie uns Poldi vorbeigebracht. Die erste Begegnung mit unseren drei Fretts war sehr viel versprechend – wir haben die gesamte Bande gemeinsam in unserem Wohnzimmer laufen lassen. Lucky war sofort von Poldi begeistert – endlich ein Spielgefährte in seiner Größenordnung...




Doch es blieb nicht bei der anfänglichen Harmonie. Ziemlich bald fing Poldi an, die gesamte Gruppe zu terrorisieren. Unsere anderen Fretts waren von Tag zu Tag unglücklicher und völlig gestresst. Poldi spielte sich immer mehr als Platzhirsch auf und verprügelte immer wieder die anderen. Nach zwei Monaten der Hoffnung gaben wir auf. Wir mussten einsehen, dass diese Konstellation nicht funktionieren würde. Poldi passte nicht in unsere Gruppe und die anderen mochten ihn nicht. Mit Lucky hätte es vermutlich irgendwann geklappt, aber nicht mit unseren Fähen – die beiden hatten inzwischen einige Schrammen im Nacken und Tammy hatte an Gewicht verloren. Aus Angst um das Wohl unserer Stammfrettchen haben wir uns also entschieden, ein neues Zuhause für Poldi zu suchen. Die Entscheidung fiel uns sehr schwer, da wir das Gefühl hatten, gescheitert zu sein. Nach einigen Besuchen bei anderen Frettchenhaltern und der Hoffnung, ihn privat zu vermitteln, wendeten wir uns an die ARGE Frettchen in Hamburg. Dort wohnte der kleine Poldi vorübergehend und bekam die Zeit, die er brauchte, um sich seinen Traumfrettchenpartner auszusuchen. Mittlerweile lebt er glücklich in Gesellschaft anderer Frettchen in Bremen.

Nummer 4

Etwa zeitgleich zog bei uns ein Fundfrettchen aus dem Tierheim ein. Ursprünglich wollten wir nur als Pflegestelle ein Zuhause für den kleinen Rüden suchen. Er wurde uns als kastriert übergeben. Doch schon in den ersten Tagen stellten wir fest, dass da in seinem Bauch kleine Knubbel wuchsen. Nach einigen Wochen, hatte der kleine Puka vollausgebildete Hoden und wir wussten, dass es sich um einen Welpen des aktuellen Jahres handeln musste. Täglich legte der Siam-Bursche an Gewicht zu – wir hatten ihn mit etwas über 1 kg übernommen, nach kurzer Zeit wog er bereits 1,5 kg. Nach einigen Wochen bei uns begann Puka zu müffeln und wir ließen ihn kastrieren.




Der dicke Puka ist ein wahrer Schatz – unglaublich liebenswürdig und aufgeschlossen gegenüber anderen Frettchen. Mittlerweile wohnt er mit meinen anderen Fretts zusammen und ist fest in die Gruppe integriert. Lucky hat einen echten Freund in ihm gefunden. Die Beiden toben ausgelassen miteinander und kuscheln oft gemeinsam unter einer Decke. Auch Tammy kommt heute sehr gut klar mit Puka. Sie war anfangs etwas misstrauisch und quiekte Puka manchmal kurz an, wenn er plötzlich vor ihr stand. Angsthaufen, Flaschenbürsten und Stinkbomben gab es glücklicherweise nie. Es war die einfachste Zusammenführung, die wir bisher begleitet haben.

Anfangs mussten wir Puka noch etwas das Zwicken abgewöhnen, er war kaum an die menschliche Hand gewöhnt. Kurz nach seiner Ankunft hatte er mir zwei blutende Löcher in der Hand beschert.